KZ-Besuch Kl. 10

Sie hatten nichts – wir haben alles
Die Abschlussklassen der Realschule Triberg besichtigten das Konzentrationslager Struthof in Frankreich und die Gedenkstätte „Vulkan“ in Haslach im Kinzigtal

Verfasst von Farin Wehrle, 10c
Am 19.11.2019 besichtigten wir, die zehnten Klassen der Realschule Triberg, das Konzentrationslager Struthof in Frankreich und dessen Außenlager „Vulkan“ in Haslach.
Schon auf der Hinfahrt zum KZ konnte ich erkennen, wie meine Mitschüler nachdenklicher wurden. Bei der Ankunft in Natzweiler waren wir sprachlos und gleichzeitig geschockt, als wir sahen, wie die Gefangenen damals hausen mussten und unter welchen Bedingungen sie im Sommer wie auch im Winter ums nackte Überleben kämpfen mussten. Man konnte in den Gesichtern meiner Mitschüler erkennen, wie unwohl sie sich fühlten, schließlich waren wir gerade an einem Ort, an dem Tausende von Menschen das Leben genommen wurde. Menschen, die nichts dafür konnten, wurden an diesem Ort kaltblütig ermordet.
Alles, was wir bis jetzt im Geschichtsunterricht über diese Zeit lernten, wurde durch die durchaus interessante Führung noch einmal vertieft. Für uns war der interessanteste, aber auch gleichzeitig schlimmste Teil der Führung, die Besichtigung des Krematoriums. Im Keller des Gebäudes wurden die toten Gefangenen gelagert, um sie anschließend in einem großen Ofen zu verbrennen. Wir konnten das Leid der Unschuldigen förmlich spüren. Manchen Schülern liefen Tränen über die Wangen, als sie in den offenen Ofen blickten. Die vielen unschuldigen Menschen, denen damals gewaltsam das Leben genommen wurde, sie hatten nichts, nicht einmal etwas anständiges zu Essen und zu Trinken. Sie mussten hungern und lebten in Gefangenschaft. Man zwang sie zu harter Arbeit, bis sie tot umfielen. Oder man quälte sie bei medizinischen Experimenten zu Tode.
An der Gedenkstätte „Vulkan“ in Haslach, die wir auf der Rückfahrt ansteuerten, nahmen wir an einem Vortrag von Sören Fuß teil, in dem er uns von dem Schicksal der hiesigen Gefangenen berichtete. Diese mussten gegen Kriegsende unter grausamsten Umständen Stollen für eine geplante unterirdische Produktionsstätte herrichten. Sören Fuß erzählte, dass er mit vielen Überlebenden oder ihren Angehörigen Kontakt aufnahm und gibt diese Informationen nun an die Besucher der Gedenkstätte weiter. Es ist erschreckend und schier unvorstellbar, dass sich so ein entsetzliches Unrecht in unmittelbarer Nähe zu unseren Wohnorten abspielte.
Tief beindruckt fuhren wir nach Hause. Es fiel den meisten meiner Mitschüler schwer, das Erlebte zu verarbeiten. Wir haben heutzutage alles, wir können essen und trinken so viel wir wollen, haben Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Und doch gibt es Leute, die es nicht schaffen, ihre Mitmenschen zu respektieren. Zu viele hegen in Deutschland – aber auch in anderen Ländern – rechtsradikale Gedanken und vergessen die Werte und Grundrechte des Menschen. Wir, die zehnten Klassen der Realschule Triberg, zeigen unseren tiefsten Respekt vor den Opfern des Nationalsozialismus und sind bereit, den Umgang mit unseren Mitmenschen, gleich welcher Hautfarbe und Herkunft, zu verbessern.