Achtklässler der Realschule Triberg reisen nach Canterbury und London

Vom 02. bis zum 07.07. begaben sich die Achtklässler der Realschule Triberg auf Studienfahrt durch den schönen Südosten Englands.
Am späten Montagabend herrschte am Triberger Bahnhof ungewohnte Betriebsamkeit. Eifrig wurde gegrüßt und Hände geschüttelt, gleichzeitig fanden Verabschiedungen statt, Koffer und Rucksäcke wurden in den bereitstehenden Bus geräumt, Impfpässe eingesammelt und gehofft, dass nichts allzu Wichtiges zu Hause vergessen wurde.
Die achten Klassen der Realschule Triberg fuhren in Begleitung von Frau Nagel, Frau Blatter, Herr Hasenhindl und Herr Kury nach Canterbury. Schon lange wurden die Schüler im Englischunterricht auf die Reise, ihre Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte vorbereitet. Dementsprechend groß war auch die Aufregung, als der Bus Triberg kurz nach 22 Uhr ver- und winkende Eltern zurückließ. Tatsächlich würd es bis 18 Uhr am folgenden Abend dauern, bis die müden Reisenden wie geplant ihre Zimmer in der Jugendherberge von Canterbury beziehen konnten. Doch auf dem Weg hatten sie bereits einiges erlebt: Die Fährfahrt von Calais in Richtung Dover war bereits das erste Highlight. Bei wunderbarer Sicht tauchten bereits kurz nach dem Ablegen die berühmten weißen Klippen vor dem Bugspriet auf, wo sich ein Großteil der Schüler die morgendliche Seeluft um die Nase wehen ließ. Diese sollten nach dem Anlegen im Zielland als erstes mit einer kleinen Wanderung erkundet werden, die vor den Toren des Castle of Dover, einer des größten Festungsanlagen Europas, endete. Danach ging es weiter, nach Canterbury – dem Ziel unserer Reise. Trotz der recht geringen Einwohnerzahl von gerade einmal 40.000 wirkt die Hauptstadt der Grafschaft Kent stolz und erhaben und das darf sie auch sein. Seit ihrer Erbauung im Jahr 1180 zieht die Christus-Kathedrale von Canterbury zahlreiche Pilger an. Mit ihrem 160 Meter langen Kirchenschiff zählt der Hauptsitz der anglikanischen Kirche zu den längsten Kathedralen der Welt. Sie ist das Herz des mittelalterlichen Stadtkerns, das noch mit vielen weiteren Sehenswürdigkeiten aufwartet, wie die Schüler an ihrem ersten Tag in England bei einer Stadtführung am Nachmittag erfahren konnten. Wie es der Zufall wollte, fand an diesem Tag auch der Charity-Marathon des historischen Kings College statt. So konnten die Schwarzwälder einen Einblick erhaschen, wie die Schüler und Eltern der Upper Class (der Besuch der Schule kostet mehr als 40.000€ jährlich), bei Champagner und Kaviar ihre Sportler anfeuerten. Nach einem reichhaltigen Abendessen fielen dann alle erschöpft in die Betten der Jugendherberge, die selbst eine kleine Sehenswürdigkeit darstellte.
Der Mittwochmorgen gehörte erst einmal ganz der Kathedrale, die nicht nur architektonisch, sondern auch geschichtlich zu beeindrucken wusste. Dank wunderbarer Führer, welche den Schülern das Leben des Kirchenpatrons und wichtigsten Sohns von Canterbury, Thomas Beckett, näher brachten, (manchen Schülerinnen widersprachen dem und halten nach wie vor Orlando Bloom für interessanter) wurde auch die Kathedralenführung für viele Schüler zu einem unerwarteten Highlight. Durch den stetigen Strom an Pilgern, die zu den Reliquien des Heiligen Thomas Beckett pilgerten, kamen auch ständig neue Geschichten verschiedenster Art nach Canterbury. Geoffrey Chaucer machte sich diesen Umstand zunutze und verfasste 1387 seine weltberühmte Sammlung kleiner Geschichten, die „Canterbury Tales“, welche die Schüler in einem interaktiven Museum nacherleben durften. Der Nachmittag bot dann endlich die ersehnte Möglichkeit zum Shopping und eigenständigem Erkunden der Stadt, wobei die Schüler durch ein kleines Spiel ermuntert wurden, diverse Sehenswürdigkeiten auf möglichst kreativen Fotos festzuhalten und auch sprachlichen Austausch mit den Bewohnern Canterburys zu suchen.
Der nächste Tag begann, wie alle Tage in dieser englischen Ausnahmewoche, mit strahlendem Sonnenschein und einem hervorragendem deftigen englischen Frühstück. Nachdem der Bus Schüler und Lehrer an den Seven Sisters abgesetzt hatte, begann die kleine Wanderung über eine Kette der eindrucksvollen Kreidefelsen der Küstenlinie der South Downs zwischen Eastbourne und Seaford. Der typische Dichte Nebel konnte Wind und Sonne nicht lange standhalten und gab schließlich den Blick über das Meer und die senkrecht abbrechende Klippen frei. Acht Kuppen und sieben Senken ging es vorbei an friedlich grasenden Schafen, bevor die Schüle erst ihre Beine im kühlen Meer vertreten und anschließend im Bus ausruhen konnten. Die Fahrt führte uns weiter nach Brighton, das auch als „London-by-the-Sea“ bekannt ist. Die Jugendlichen konnten direkt am Meer in der Nähe des Palace Pier austeigen. Die Pier gleicht einem ins Meer ausgelagerten Rummelplatz und ist eine der Hauptaktionen, die jährlich acht Millionen Touristen in das weltoffene Brighton pilgern lassen. Die meisten nutzten aber die Gelegenheit dazu sich mit Fish ’n‘ Chips, dem Klassiker des kulinarischen Angebotes, zu stärken und ihre Pommes gegen gierig dreinblickende Möwen zu verteidigen.
Schneller als von vielen erhofft, stand auch schon der letzte Tag der Englandfahrt mit dem Höhepunkt London vor der Tür. Im Stadtteil Greenwich entließ uns der Bus in die riesige Parkanlage, durch die der Null-Meridian verläuft. Bis 1976 wurde von dem hier ansässigen royalen Observatorium die Zeit für ganze Welt berechnet. Nach diverser Foto-Gelegenheiten und der Möglichkeit sich mit Souvenirs und Verpflegung einzudecken, enterten die Achtklässler am Hafen ein Sightseeing-Schiff und näherten sich dem Stadtzentrum auf die angenehmste und eindrucksvollste Weise, über die Themse. Durch die Tower Bridge hindurch ging es vorbei an zahlreichen weltberühmten Sehenswürdigkeiten bis vor das House of Parliament. Einzig und allein der von Gerüsten verhüllte Elizabeth Tower (besser bekannt unter der Namen seiner schwersten Glocke „Big Ben“) und die unsägliche Hitze trübten ein wenig die fantastischen Eindrücke. Um diese noch zu vertiefen konnten sich die Schüler wahlweise für eine Fahrt in den gläsernen und Gott sei Dank klimatisierten Gondeln des Riesenrads „London Eye“ entscheiden oder der Hitze in den Katakomben der London Dungeons entkommen und sich dort einen kalten Schauer über den Rücken jagen lassen. Der folgende Spaziergang über den Trafalgar Square endete am Hyde Park, der nicht nur Ziel der Schwarzwälder Truppe, sondern auch tausender Pink Floyd-Fans war, da die Band an diesem Abend dort ein Open-Air-Konzert geben sollte. Den Rest des Nachmittags teilten sich die Achtklässler in drei Gruppen, die entweder im Hyde Park entspannten, sich eines der angesagten Hard Rock Cafe-Shirts sicherten oder sich noch einmal mutig in die überfüllten U-Bahnen stürzte, um die Einkaufsmeile Oxford Street zu plündern und übriggebliebene Pounds an den Mann zu bringen. Der Abend endete dann bei Pizza und Pasta im O2-Center. Nicht weit entfernt wartete auch schon unser Bus. Nach sechszehneinhalbstündiger Fahrt kamen die Realschüler dann müde, aber glücklich und vor allem reicher an Erfahrungen wieder in Triberg an. Das Wiedersehen mit der Familie war sicher die größte Freude der Schüler nach der langen Reise, mit der nur ein Wunsch konkurrieren konnte, dem Verlangen nach einer erfrischenden Dusche.

Text und Bild: Thomas Hasenhindl